Hinweis: Dieser Test stellt das Infotainmentsystem Uconnect 8.4AN vor, wie es Jeep im November 2013 verkauft hat. Das aktuell verkaufte Uconnect 8.4AN kann davon abweichen.
Uconnect heißt das Infotainmentsystem von Jeep. Davon gibt es drei Varianten: Uconnect 5.0 (mit 5-Zoll-Touchscreen, CD-/DVD-Radio, Bluetooth-Freisprecheinrichtung, Sprachsteuerung für das Telefon, USB, AUX, SD-Karten-Support) und Uconnect 8.4A (mit 8,4-Zoll-Touch-Bildschirm, Bluetooth-Freisprecheinrichtung, USB, AUX, SD-Karteneinschub, Sprachsteuerung für Telefon und teilweise auch für die Klimaanlage) sowie Uconnect 8.4AN. Das „N“ im Namen von Uconnect 8.4AN steht für Navigation, um die das 8.4A noch erweitert wird (inklusive Sprachsteuerung für die Navigation). Bei Uconnect 8.4AN handelt es sich um das leistungsfähigste Infotainmentsystem, das derzeit für einen Jeep erhältlich ist. Diese Variante haben wir getestet und zwar im Jeep Grand Cherokee Overland .
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©Jeep
Preis
Uconnect 8.4AN kostet separat 1200 Euro. Jeep liegt damit preislich über Renault R-Link, Toyota Touch & Go Plus, Volvo Sensus Connected Touch und sogar deutlich über Opel IntelliLink. Allerdings ist Uconnect 8.4AN wiederum deutlich preiswerter als Audi Connect, BMW ConnectedDrive und Mercedes-Benz Comand Online sowie Lexus Premium-Navigationssystem.
Foto-Galerie: Verschaffen Sie sich einen schnellen Eindruck von Uconnect 8.4AN im Jeep Grand Cherokee:
Ab der Ausstattungsvariante Overland ist dieses Infotainmentsystem mit Navigation im Preis des Fahrzeugs enthalten. Entscheidet man sich für die Ausstattungsvariante Summit, so bekommt man zusätzlich noch ein Harman Kardon 7.3 Surround Sound System mit 825 Watt, 12-Kanal-Class-D-Verstärker und 19 GreenEdge-Lautsprechern inklusive Subwoofer.
Die Hardware des Uconnect 8.4AN
Der HiFi- und Infotainment-Spezialisten Harman hat das Infotainmentsystem Uconnect 8.4 AN entwickelt. Sofort ins Auge sticht dessen Monitor: Beeindruckend thront der 8,4-Zoll-Touchscreen-Bildschirm (21,3 Zentimeter Bildschirm-Diagonale) in der Mitte des Armaturenbretts. Von der Größe und Anmutung passt er perfekt zu dem ja insgesamt nicht gerade zierlich ausgefallenen Grand Cherokee Jeep. Fahrer und Beifahrer können den Bildschirm jederzeit gut ablesen, zumal die einzelnen Symbole darauf verhältnismäßig groß dargestellt werden. Die einzelnen Menüs lassen sich über eine Symbolleiste am unteren Bildschirmrand aufrufen. Am oberen Bildschirmrand zeigt Uconnect dauerhaft wichtige Informationen wie den Namen des verbundenen Smartphones, die Uhrzeit (in großen gut ablesbaren Ziffern) und die Außentemperatur an.
Eingaben über den Touchscreen sollte man aber sorgfältig, nicht zu schnell und mit Nachdruck machen. Der Touchscreen könnte eine Spur schneller reagieren, gerade wenn man im hektischen Großstadtverkehr schnell etwas eintippen muss.
Unterhalb des Bildschirms hat Jeep die Drehknöpfe und Schalter für das Audiosystem und die Klimaanlage angebracht. Zum großen Hauptbildschirm gibt es ergänzend ein TFT-Display (17,8 Zentimeter) als zentrales Instrument im Cockpit. Es stellt alle Basisinformationen zum Betriebszustand des Fahrzeugs dar, wobei der Fahrer seinen Präferenzen auswählen kann – 100 unterschiedliche Anzeigen sind stehen zur Auswahl, beispielsweise Traktionsregelung oder Selec-Terrain, aktuelle Geschwindigkeit und gerade gehörte Musik bis hin zu Verbrauchsdaten. Auch Abbiege-Hinweise der Navigation lassen sich hier darstellen. Die Bedienung von Uconnect erfolgt entweder über den Touchscreen beziehungsweise über die Bedienelemente in der Mittelkonsole unterhalb des Touchscreens, oder über die Lenkradtasten oder über die Sprachsteuerung. Der CD-Slot befindet sich unter der Armlehne der Mittelkonsole.
Sprachsteuerung
Bei jedem Infotainmentsystem stellt die Sprachsteuerung grundsätzlich die erstrebenswerteste Bedienmöglichkeit für alle Funktionen dar. Weil der Fahrer dabei die Hände am Steuer und den Blick nach vorne auf das Verkehrsgeschehen gerichtet lassen kann. Das gilt natürlich auch für die Sprachsteuerung im Jeep, wobei sie sich von den Sprachsteuerungen einiger Konkurrenten positiv dadurch unterscheidet, dass sie auch in begrenztem Umfang neben den typischen Funktionen wie Telefonie und Navigation auch die Bedienung der Klimaanlage sowie des Radios und des CD-Players ermöglicht. Nach einem Druck auf die Sprachbefehltaste am Lenkrad lässt sich neben der Klimaanlage auch das Radio per Sprachbefehl steuern, ebenso können Lieder von CD und von einem eingestöpselten USB-Stick abspielen. Allerdings sind die Möglichkeiten der Sprachsteuerung etwas eingeschränkt. So kann man auf dem USB-Stick nur das nächste Lieder per Sprachbefehl wählen, ebenso ist es bei CD-Betrieb. Kleiner Unterschied: Alle für das Telefon zuständigen Sprachbefehle stehen zur Verfügung, wenn man anstatt der Sprachbefehltaste die Telefonwahltaste drückt. Man muss zudem genau die vom System vorgegebenen Befehle verwenden. Jeep blendet die jeweils zur Verfügung stehenden Sprachbefehle nicht ein. Sie können sich aber die für jedes Menü zur Verfügung stehenden Sprachbefehle ansagen lassen. Sie sollten unbedingt das Handbuch studieren, um die Befehle exakt zu benennen. Andernfalls verweigert die Sprachsteuerung den Dienst. Mitunter mussten wir Anweisungen und teilweise auch Adressen mehrmals aufsprechen, bis uns das System korrekt verstanden hat.
Radiosender lassen sich ebenfalls per Sprache auswählen, allerdings klappte das im Test nur eingeschränkt. Sie können nämlich nur nach Frequenzen oder nach Sendetasten suchen, nicht jedoch nach dem Sendernamen. Doch die Ansage einer Rundfunk-Frequenz dürfte vermutlich nicht der typischen Bedienung entsprechen. Bei der Klimaanlage kann man per Sprachbefehl das Menü für die Klimaanlage auswählen und die Temperatur einstellen. Die weiteren Funktionen wie Sitz- und Lenkradheizung einschalten muss man dann aber doch wieder per Touchscreen auswählen – das ist etwas inkonsequent. Einige Beispiele für funktionierende Sprachbefehle: „Ruf XX an“ , „Ruf 01717272 an“. „Wahlwiederholung“. „eingehende Anrufe anzeigen“, „setze Temperatur 26 Grad“ und „nächstes Lied“. Man kann auch „gehe zu Radio-Bildschirm“ sagen (das Gleiche gilt für Klima, Medien, Navigation, Telefon), aber dort steht eben jeweils nur einen Teil der möglichen Funktionen als Sprachbefehl zur Verfügung, den Rest muss man per Touchscreen oder über die Drückknöpfe bedienen. Für das Einstellungen-Menü gibt es keine Sprachbefehle.
Telefonie
Die umfangreichen Telefonfunktionen gehören sicherlich zu den Stärken von Uconnect. Hier bleiben kaum Wünsche offen, ob Wahlwiederholung, Konferenzschaltung, Anrufliste oder – sofern das Smartphone und das Bluetoothprotokoll dies unterstützen – auch SMS-Versand. Mit der Koppelung unserer beiden Android-Smartphones gab es grundsätzlich keine Probleme. Unser schon etwas in die Jahre gekommenes HTC Desire wurde nach dem Wiedereinschalten aber nicht mehr automatisch verbunden, sondern wir mussten es erneut koppeln. Mit dem Nexus 4 gab es dagegen keine Probleme. Zu jedem gekoppelten Smartphone sehen Sie in der Menü-Übersicht, welche Funktionen verbunden sind, ob Sie also neben Telefonie auch Audio-Streaming damit machen können.
Multimedia
Für Unterhaltung sorgen im Jeep Radio, CD, Musik vom USB-Stick und Lieder vom Smartphone, die über Bluetooth zu Uconnect gestreamt werden. Soweit entspricht Uconnect dem was man auch von anderen Fahrzeugen mit modernen Infotainmentsystemen gewohnt ist. Unser altes HTC Desire ließ sich koppeln und spielte im zweiten Anlauf auch Musik ab mit vor- und zurückspulen – gut. Beim Nexus 4 war ohnehin alles auf Anhieb in Ordnung, das Musikstreaming klappte funktionierte problemlos.
Zeitgemäß: Das Radio empfängt neben AM und FM auch DAB+. Über den DAB-Tuner (Digital Audio Broadcast) empfängt man nicht nur digitales Radioempfang sondern auch Zusatzinformationen, die auf dem Bildschirm angezeigt werden. Beispielsweise erfährt man so, wie die aktuell laufende Sendung und deren Moderator heißen.
Von einem eingestöpselten USB-Stick lassen sich nur Lieder abspielen, nicht jedoch Videos. Daneben stehen auch noch AUX- und SD- -Anschlüsse zur Verfügung.
Navigation
Der große Bildschirm mit den großen und leicht ablesbaren Symbolen macht die Navigation an und für sich zu einem Vergnügen, das Ein- und Auszoomen in die Karte ist über zwei Icons auf der linken Bildschirmseite möglich. Für alle wichtigen Funktionen wie Standortbestimmung oder Verkehrslage anzeigen gibt es eigene große Icons. Zu allen Verkehrslagedaten gibt es genauere Informationen wie „Wanderbaustelle. Linker Fahrstreifen gesperrt“ und dazu die Entfernung zum eigenen Standort. Allerdings empfängt der Jeep Verkehrslageinformationen nur per TMC und nicht über eine exakteres System wie TMC pro oder Live Traffic oder Inrix.
Wer seinen Jeep tatsächlich abseits viel befahrener Straßen verwendet, den dürfte diese Schwäche nicht stören. Da aber erfahrungsgemäß die meisten SUVs und Geländewagen auf Land- und Bundesstraßen sowie auf Autobahnen bewegt werden, dürfte das Fehlen von besseren Verkehrslagedaten durchaus von vielen Fahrern als Nachteil empfunden werden.
Im Test lotste uns die Navigation mit TMC zwar grundsätzlich sehr zuverlässig, die Schwächen von TMC spürten wir aber: So kalkulierte Uconnect Stauvorhersage bei einem Unfall viel zu kurz, sprich: wir standen bereits im Stau vor einem Unfall, als uns Uconnect diesen erst für die nächsten Kilometer ankündigte. Das Gegenteil erlebten wir aber ebenfalls: Uconnect warnte uns vor einem Stau, der noch über 40 Kilometer entfernt war.
Typische Funktionen wie Abbiegeassistenten oder Tag-Nacht-Umschaltung sowie diverse Optionen für die Auswahl der besten Route gehören natürlich wie gewohnt zum Ausstattungsumfang. Die Navigationsdarstellung ist schlicht, aber durchaus übersichtlich, der Fahrer hat die Wahl zwischen 2D- und 3D-Darstellung. Originelle Extras wie eine Google Earth-Ansicht, die es bei Audi Connect gibt oder Bilder von Panoramio oder Street View (die Audi Connect, Mercedes-Benz Comand Online , Lexus und demnächst auch Toyota zur Verfügung stellen) bietet Uconnect jedoch nicht. Der Uconnect-Bildschirm stellt übrigens auch 3D-Inhalte beispielsweise bei Gebäuden dar, sofern diese in 3D vorhanden sind. Eine Parkplatzsuche ist ebenso wie eine Tankstellensuche unter POIs in der Navi integriert. Die Treffer lassen sich nach der Entfernung zum eigenen Standort sortieren und sofort annavigieren.
Die Navigation lässt sich sowohl per Touchscreen als auch per Sprachbefehle bedienen. Die Zieladresse kann man in einem Rutsch aufsprechen („OneShot“-Spracheingabe). „Finde Adresse Stadt, Straße, Hausnummer“ startet beispielsweise die Navigation nach einer konkreten Adresse. Grundsätzlich funktionieren die Sprachbefehle gut, allerdings muss man sich genau an die Vorgaben von Uconnect halten, damit einen das System auch wirklich versteht.
Klimaanlage
Das Bedienmenü für die Klimaanlage lässt sich per Sprachbefehl aufrufen und die gewünschte Temperatur lässt sich ebenfalls per Sprachbefehl einstellen – gut. Die weitere Bedienung der Klimaanlage muss dann aber entweder über die Drückschalter in der Mitte der Mittelkonsole oder per Touchscreen erfolgen. Mehr gibt es hierzu nicht anzumerken, außer die Tatsache, dass die Klimaanlage während es Testzeitraums zwei Mal ausfiel. Während der Fahrt schaltete sich die Klimaanlage aus und ließ sich danach mehrere Minuten lang nicht mehr bedienen oder einschalten. Sowohl die Drückschalter als auch der Touchscreen reagierten nicht mehr auf Eingabe für die Klimaanlage (der Touchscreen selbst funktionierte aber, wir konnten problemlos die Navigation oder die Telefonfunktion bedienen). Es wurde langsam etwas kühl im Fahrzeug. Nach einigen Minuten sprang die Klimaanlage dann wieder an.
Internet und Apps
In der Disziplin Internet-Konnektivität muss Jeep passen: Uconnect bietet keine Schnittstelle zum Internet und auch keine Apps. Das ist schade, denn gerade für einen Geländewagen kann man sich etliche pfiffige Apps vorstellen, beispielsweise solche, die Informationen für das Überleben in der Wildnis bieten oder Abschlepptipps liefern (wenn man mit dem Jeep ein anderes fest gefahrenes Fahrzeug frei schleppen will). Eine spezielle Offroad-Navigation, wie sie beispielsweise Porsche für den Panamera anbietet, würde auch gut zum Jeep passen. Der Jeep besitzt aber immerhin eine ins Cockpit integrierte Anzeige für Neigungswinkel, Steigung, Gefälle und Achsverschränkung.
©Jeep
Fazit
Der riesige und überaus farbenfrohe Bildschirm mit seinen gut ablesbaren Icons und den stimmigen Hintergrundbildern macht auf Anhieb Spaß. Und passt perfekt zum Ambiente eines echten Geländewagens (was der Jeep im Unterschied zu den vielen Sport Utility Vehicles ja sein will). Der Touchscreen könnte allerdings eine Spur schneller reagieren. Dass die Sprachsteuerung neben Navigation und Telefonie auch diverse Multimedia-Funktionen und sogar das Aufrufen des Bildschirms für die Klimaanlage beinhaltet, ist lobenswert und geht über die Sprachsteuerung einiger Konkurrenten hinaus. Die Erkennungsquote der Sprachsteuerung könnte Jeep aber noch etwas optimieren.
Die Navigation erfüllt mit leichten Abstrichen (weil TMC nun einmal nicht so exakt ist) ihren Zweck. Der Jeep bietet zudem für einen Geländewagen beziehungsweise für ein Nutzfahrzeug eine bemerkenswert gute Entertainmentausstattung.
Wir vermissen das Internet
Nur die völlig fehlende Internetkonnektivität trübt den guten Eindruck. Hier sollte Jeep dringend nachlegen, weil fast alle Hersteller, insbesondere aus dem höheren Preissegment, zu dem ja auch der Jeep Grand Cherokee gehört, Internetkonnektivität ermöglichen und/oder Apps für das Smartphone unterstützen. Die fehlende Internetverbindung macht sich auch bei der Navigation bemerkbar, weil dort Features wie Google Earth, Google Street View und Panoramio sowie eine Google Lokale Suche fehlen. Ebenso fehlen Schnittstellen zu Facebook und Twitter, es gibt keinen Mailclient und auch kein Webradio.
Insgesamt ist der Funktionsumfang von Uconnect 8.4 AN im Vergleich zu anderen Infotainmentsystemen im ähnlichen beziehungsweise sogar günstigeren Preissegment also etwas geringer. Toyota Touch & Go Plus, Renault R-Link und Volvo Sensus Connected Touch besitzen insgesamt mehr Funktionen als Uconnect, kosten aber durchwegs weniger. Opel InteliLink ist sogar deutlich preiswerter, selbst wenn man den Preis für die Navigations-App bei Opel noch dazu zählt. Fairerweise muss man aber darauf hinweisen, dass im Jeep der mit Abstand größte Bildschirm eingebaut ist (nur die höherpreisigen Modelle von BMW besitzen einen noch größeren Bildschirm bei ConnectedDrive).
Alle Auto-Test der PC-WELT auf einen Blick